Shownotes Folge 6:

 

Tanja de Bruijn, https://instagram.com/fraunielsson/

Frank Wedekind/Roberta Bergmann: Frühlings Erwachen, hier bestellen

Roberta Bergmann: Die Grundlagen des Gestaltens,
bei Autorenwelt bestellen

Roberta Bergmann: Kopf frei für den kreativen Flow, bei Autorenwelt bestellen

Sara Gläser, https://www.instagram.com/von_saraglaeser/

Michaela Müller, http://muellerin-art-studio.de

Podcast-Folge 6:
Warum Du Deine Versagensquote verdoppeln solltest!

Transkript

 

 

Herzlichen Willkommen zu «Der kreative Flow – Ein Podcast für Kreativschaffende». Mein Name ist Roberta Bergmann und ich bin freiberufliche Künstlerin, Autorin und Gestalterin.

Ich hoffe, mein Podcast motiviert Dich, selbst kreativ aktiv zu werden und schnellstmöglich den kreativen Flow im eigenen Schaffen zu erleben und auch genießen zu können!

In der heutigen 6. Folge geht es darum, dass Du die Angst vor dem Versagen verlierst. Ich möchte sogar, dass Du kreative Niederlagen, Tiefschläge und Absagen nach dieser Folge als etwas Gutes für Dein Leben und Wirken anerkennst. Und es geht um Willensstärke, Ausdauer, Stetigkeit und Deine Marathon-Qualitäten. Der Lauf beginnt ...... jetzt!

 

Bevor wir ins Thema einsteigen, an dieser Stelle kurz ein Riesen-DANKE für Eure Rückmeldungen, Eure geteilte Freude über den Podcast und den Zuspruch, den ich erhalten habe. Das motiviert mich sehr weiterzumachen!

Daaanke! Und gern weiter so! Zu Feedback werde ich gleich noch was ganz Konkretes sagen.

Und inzwischen gibt es auch immer mehr von Euch, die sich trauen, mir Sprachnachrichten über Speakpipe zu schicken. Wie das geht, erzähle ich Euch nochmal am Ende der Folge.

So eine Nachricht habe ich auch von Tanja de Bruijn erhalten. Und mit ihrem Beitrag möchte ich heute auch starten. Tanja ist Illustratorin und Handlettering-Frau aus Krefeld. Sie gibt uns einen kurzen Einblick in ihren kreativen Alltag: Einspieler O-Ton «Tanja de Bruijn» (1:58 min)

Was ich an Tanjas Nachricht so schön finde, ist ihre positive Art, die sie mit dem, was sie erzählt, auch sofort ausstrahlt. Ich habe Tanja auf der letzten Frankfurter Buchmesse kennengelernt und ihre kreative Energie, ja fast schon Euphorie und ihre Fröhlichkeit waren sofort sehr ansteckend und sympathisch. Positive Menschen im Leben zu kennen, ist wichtig, finde ich. Gerade weil man ja auch sagt, man ist selbst eine Schnittmenge, der Menschen, die einen umgeben, also mit denen man Zeit verbringt. Und wer möchte nicht eine positive Grundhaltung haben? Durch positives Denken wächst man eher in der eigenen Persönlichkeit und über sich selbst hinaus. Mehr als wenn man immer negativ und pessimistisch unterwegs ist. Tanja ist da ein schönes Gegenbeispiel! So wie sie erzählt, dass sie sich unglaublich freut, wenn ihr Leute sagen, dass sie tolle Sachen macht und dass Lob ihr gut tut, so gibt sie auch gern Lob weiter und erfreut damit andere, z.B. mich! Ich mag das. Ich finde es wichtig, anderen zu sagen, dass man sie toll findet, wenn man sie toll findet und dass man das gut findet, was sie machen. Denn woher sollen sie es sonst wissen? Viele Menschen oder besser Konsumenten in dem Fall nehmen Kunst und Kreativität und der Output, den das mit sich bringt, also die Bilder, Geschichten, Produkte und vieles mehr als selbstverständlich hin. Aber wenn man kreativ ist, dann ist der größte Lohn, nicht unbedingt finanzieller Art, sondern die Wertschätzung, die man aufgrund dessen von anderen erfährt. Der schönste Moment eines Schauspielers oder eines Musikers zum Beispiel ist der Moment am Ende des Auftritts, wenn das Publikum applaudiert. Jeder, der das schon einmal selbst erlebt hat, auf der Bühne stand und sich vor dem begeisterten Publikum verbeugt hat, wird das nachvollziehen können. Es ist der absolute Glücksrausch und alle Strapazen haben sich in dem Moment gelohnt. Man versteht plötzlich, warum man das eigentlich macht.

Dazu würde ich Euch gern noch eine Anekdote aus meinem Alltag als Illustratorin erzählen: Ich habe 2012 bis 2013 das Buch «Frühlings Erwachen» von Frank Wedekind illustriert. Es war ein absolutes Herzensprojekt. Ich habe das in erster Linie für mich gezeichnet und gedacht, wenn es fertig ist, zeige ich es Verlagen, vielleicht nimmt es einer und wenn nicht, ist das auch nicht so schlimm. Ehrlich gesagt, hatte ich zu der Zeit schon so viele Absagen von Verlagen hinter mir, dass es darauf auch nicht mehr ankam. Vielleicht hätte ich es dann einfach selbst rausgebracht. Aber dazu kam es nicht, denn ich habe tatsächlich einen Verlag gefunden, der das Buch dann 2014 publiziert hat. Ich verlinke es Euch in den Shownotes. Wie auch immer, was ich eigentlich erzählen wollte: Die Geschichte «Frühlings Erwachen» begleitete mich seit meiner Jugend. Ich habe das Theaterstück, das als «Eine Kindertragödie» untertitelt ist, in der Schule lesen müssen. Damals, so mit 15–16 Jahren war ich total theatervernarrt. Ich bin viel ins Theater gegangen, hab selbst Theater gespielt, kannte die Bühne vom «Selbst-draufstehen», kannte alle Schauspieler, Regisseure, Balletttänzer mit Namen und hab eigentlich fast jede Inszenierung in Nordhausen, wo ich herkomme, gesehen. Und als wir dann das Stück «Frühlings Erwachen» in der Schule gelesen haben, war ich sofort schockverliebt. Die Geschichte über pubertierende Jugendliche und ihren Kampf um sexuelle Aufklärung, Probleme mit Eltern und Angst vor den Lehrern hat mich richtig gepackt.

Das Stück trug ich seither im Herzen, vielleicht auch ein bisschen, weil die Hauptfigur Wendla Bergmann hieß, so wie ich mit Nachnamen und in dem Buch stirbt und zwar an meinem Geburtstagsadatum, nicht das Jahr, aber Monat und Tag (und es gibt genau eine Illustration in meinem alten Reclam-Heft und das ist der Grabstein von Wendla Bergmann). Das war irgendwie seltsam und damals hielt ich es, verträumt wie ich war, für irgendein Zeichen (lach). 2012 bin ich dann beim Überfliegen meines Bücherregals wieder auf das Stück aufmerksam geworden und hatte die Eingebung: «Das will ich zeichnen!» Dann hab ich recherchiert und herausgefunden, dass es bis dato noch niemand illustriert hatte. Ein Glücksfall. Als das Buch dann 2014 herausgekommen ist, habe ich durch Zufall jemanden kennengelernt, der mir erzählte, er kenne den Enkel von Frank Wedekind. Und er könnte mir dessen Postadresse besorgen. Und ich verehre Wedekind sehr für sein Leben und sein Werk und ich hätte ihn gern persönlich kennengelernt. Die Möglichkeit, einen Nachfahren von Wedekind über mein Buch zu informieren, dieser Gedanke, dass der Enkel von Frank Wedekind das Buch in seinem Regal stehen haben könnte, das hat mich irgendwie sehr bewegt. So kam es, dass ich ein Exemplar und einen Brief an den Enkel geschrieben habe. Und viele Wochen später, als ich es schon längst wieder vergessen hatte, bekam ich eine E-Mail. Das war ein Dankesschreiben von besagtem Enkel. Es waren nur 9 Sätze, die er geschrieben hatte, aber es hat mein Herz sehr erwärmt. Und da ist es wieder. Der Moment, der nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Glück in seiner Reinform und etwas, dass man im Leben nicht vergisst, was man als Gedanken festhalten kann und woran man sich erinnert, wenn man alt ist. Eben ein wichtiger und prägender Moment im Leben. Das ist bei jedem sehr individuell und vielleicht musst Du jetzt über meine Geschichte lachen und dass mir das so viel bedeutet. Aber ich wette, auch Du hast so einen verrückten Wunschtraum in Dir drin, etwas was Dich glücklich machen, wenn es sich erfüllen würde.

Und solche Wunschträume sind übrigens sehr wichtig. Sie machen das Leben m.E. lebenswert und man hat etwas, nach dem man streben kann. Egal ob jetzt im privaten oder im beruflichen Bereich.

Und wieder fünf Jahre später sollte es noch so einen Wunsch-Moment mit demselben Buch geben: Anfang des Jahres hat Steven Sater einen Post von mir auf Instagram geliked. Ich hatte dort vor etwa einem Jahr ein Bild von meinem Buch gepostet und mit dem Hashtag #springawakening versehen. Schon damals gab es daraufhin Likes aus New York von der Crew des Broadway-Musicals «Spring Awakening», was auf Wedekinds Stück basiert und in siebenjähriger Arbeit vom Autor Steven Sater adaptiert wurde. 2007 wurde es das erste Mal am Broadway aufgeführt. Steven Sater schrieb dazu, dass er im Vorfeld nicht daran geglaubt hatte, dass er je einen Produzenten oder ein Theater in NYC finden würde, was sein Stück aufführen würde, zu groß waren immer noch die Widerstände bzgl. des schwierigen Themas «sexuelle Aufklärung» und alles so ohne Happy End, was sehr untypisch für Musicals ist. Dieses Schicksal hat das Stück übrigens seit dem ersten Erscheinen 1891. Immer wieder wurde es verboten oder stark zensiert. Steven Sater schaffte es dann aber 2007 doch, es an den Broadway zu bringen und es wurde eines der erfolgreichsten Stücke der letzten Dekade. So bekam er unzählige Auszeichnungen dafür, mehrere Tonys und Emmys! Und dieser Autor likte mein Bild auf Instagram von meinem Buch!

«Na und, wieso auch nicht.», sagst Du jetzt vielleicht. Oder «Naja, so toll ist das jetzt auch nicht.»

Aber ich muss sagen, für mich war das ein ähnlich großer Moment wie die Mail vom Wedekind-Enkel. Doch das ist noch nicht das Ende der Geschichte. Ich habe Steven Sater dann einfach ein Danke geschickt und ihn in meiner Story verlinkt. Nie hätte ich gedacht, das er antwortet. Aber doch, hat er! Er hat mir dann eine Nachricht geschrieben und wir haben ein bisschen gechattet. Ich hab ihn dann irgendwann gefragt, ob er gern ein Buch hätte. Wieder war die Vorstellung so schön, dass eine Ausgabe meines Buches in NY bei Steven Sater im Regal steht. Bei jemandem, der sich nochmal viel länger mit dem Werk auseinander gesetzt hatte und der es genauso lieben musste wie ich (sonst würde man nicht sieben Jahre seiner Lebenszeit investieren). Seine Assistentin hat mir dann schließlich seine Privatadresse gemailt und ich habe ihm einen Brief geschrieben und ein signiertes Exemplar geschickt. Ob er antworten wird? Ich weiß es nicht. Aber ich bin einfach so glücklich gewesen, ihn, wenn auch nur kurz, sprechen zu können. Das sind Momente in meinem Leben, die ich extrem wertschätze und die für mich so etwas Besonderes sind. Es ist wie mit dem Applaus nach der Vorstellung, von dem ich vorhin sprach: Es ist der größte Lohn für die eigene Arbeit.

Dennoch muss ich ehrlich sein und sagen, solche Momente sind Riesen-Ausnahmeerscheinungen und überhaupt nicht die Regel. Im Gegenteil, ich glaube, sowas passiert vielleicht nie oder nur ganz selten im Leben. Wenn man kreativ schafft, kann das sehr einsam sein und sehr zermürbend.

Oft zweifelt man an seinen Fähigkeiten und an sich selbst und an dem Weg, den man eingeschlagen hat. Man vergleicht sich ständig mit anderen oder bekommt mit, wie scheinbar erfolgreich andere sind und wie denen alles gelingt. Gerade mit Social Media ist diese Beobachtung schlimmer geworden. Denn wer postet schon seine Niederlagen und Rückschläge?

Na jedenfalls, wenn man dann alles auf eine Karte setzt, allen Mut zusammen nimmt und sich mit dem, was man geschaffen hat in die Öffentlichkeit wagt, dann muss man wirklich sehr mutig sein und man muss sich ein dickes Fell wachsen lassen. Denn – Und jetzt kommt ein Geheimnis aller Kreativen, eine Regel, die auf fast alle Kreativschaffenden zutrifft –: Mehr als die Hälfte der Dinge, die man macht, wenn nicht sogar noch mehr– 2/3 oder 3/4 der Dinge–, sind nicht von Erfolg gekrönt oder führen nicht zu dem gewünschten und angepeilten Ziel. Nehmen wir das Beispiel: Einen Verlag finden. Bis man als Autor oder Illustrator einen Verlag findet (wenn man überhaupt einen findet), erhält man eigentlich erstmal jede Menge Absagen. Auch mein «Frühlings Erwachen» wurde von einem anderen Verlag, den ich vorher gefragt hatte, abgelehnt. Für mein Kinderbuch habe ich bestimmt 30–40 Absagen kassiert. Andere Buchideen von mir sind nie erschienen, vielleicht auch zu Recht (weil sie nicht gut genug waren).

Wenn jemand Schauspieler werden will, muss er eine Aufnahmeprüfung machen. Ich höre so oft von Schauspielern, die anfangs 5–10x an einer Schauspielschule abgelehnt wurden, oder noch öfter. Oder große Schauspieler, heute Stars, die es nie geschafft haben bei einer Schauspielschule angenommen zu werden. Aber ihr Wunsch war halt so groß und ihr Wille so stark, dass sie nicht gleich aufgegeben haben und es weiter verfolgt haben, auch trotz der ganzen Absagen. Ich selbst habe mich an sechs Kunsthochschulen beworben und wurde nur bei zweien mit einer Mappe angenommen! Mehr dazu übrigens in dem Vorwort meines Sachbuches «Die Grundlagen des Gestaltens», ich verlinke das in den Shownotes.

Und haben mir diese ganzen Absagen von den Kunsthochschulen am Ende geschadet? Nein, ich habe es aufgrund meines Willens und meines Eifers bis zur Professorin geschafft. Dazwischen liegt natürlich mehr als ein Jahrzehnt! Das darf ich an dieser Stelle nicht vergessen zu erwähnen. In der Zeit zwischen dem Bestehen der Aufnahmeprüfung also dem Beginn meines Studiums und der Annahme der Gastprofessur für Gestaltungsgrundlagen habe ich sechs Jahre studiert, mein Diplom mit Auszeichnung abgeschlossen, eine Firma gegründet, zwei Ladengeschäfte mit dem Label «Tatendrang-Design» eröffnet, zusammen mit Tatendrang einen Preis der Bundesregierung gewonnen und neun Jahre praktische Erfahrungen als Freiberuflerin, Gestalterin, Autorin und Illustratorin gesammelt.

Aber nochmal zurück zu den Anstrengungen einer Mappenprüfung. Zum einen bestimmst Du über die Auswahl Deiner Arbeiten und deren Qualität über die Chancen für eine Aufnahme an einer Kunsthochschule, zum anderen musst Du bedenken, dass es Umstände gibt, die Du nicht selbst in der Hand hast: Die Juryzusammensetzung, die Mitbewerber-Mappen und deren Qualität und die Eigendynamik einer Aufnahmekommission.

Das Gleiche ist es übrigens mit Wettbewerben und Stipendien. Wie oft nehme ich an Wettbewerben teil und wie oft gewinne ich einen Wettbewerb? Ich schätze im Jahr mache ich so bei 10 Wettbewerben mit und ich glaube, ich gewinne recht selten, vielleicht jede 20.-25. Bewerbung für einen Wettbewerb kommt durch. Andere halten das gar nicht so lange durch, immer wieder diese Wettbewerbsbewerbungen abzuschicken. Und auch da muss man sich ein dickes Fell zulegen. Bei jeder Absage, die man per Post oder Mail erhält, ist die Enttäuschung erstmal groß. Und in dem Moment hat man echt keine Lust mehr, jemals wieder an einem Wettbewerb teilzunehmen. Und man hat große Zweifel, ob man zu irgendwas taugt, weil man eben so viele Absagen erhält. Und deshalb habe ich die heutige Folge unter den Titel: «Warum Du Deine Versagensquote verdoppeln solltest.» gestellt. Das ist übrigens ein abgewandeltes Zitat von Tom Watson und ihr findet es in meinem Buch «Kopf frei für den kreativen Flow» auf Seite 129. Denn nur wer seine Versagensquote verdoppelt, kann auch seine Gewinnchancen verdoppeln oder zumindest erhöhen! Versagen gehört zum Kreativsein dazu, das ist die knallharte Wahrheit.

Entweder man macht also wirklich Fehler oder gibt nicht sein Bestes bei einem Projekt, dann lernt man aus diesen Fehlern und reflektiert im Nachhinein darüber – und macht es beim nächsten Mal einfach besser. Manchmal muss auch einiges an Zeit vergehen und dann sieht man aus dem Abstand zum Projekt heraus, dass es tatsächlich nicht gut genug war. Oder man «versagt» (in Anführungszeichen!) bei einer Ausschreibung, einem Förderantrag oder einer Stipendiumsbewerbung, dann kann man vielleicht daraus seine Schlüsse ziehen (indem man recherchiert, wer gewonnen hat und sich ggf. die Begründungen der Jury durchliest). Gerade bei dem zweiten Fall sollte man sich aber auch sagen: «Das hat nichts mit mir oder meiner künstlerischen/kreativen Arbeit oder meinem tatsächlichen Talent zu tun und mit meiner Person schonmal gar nicht (außer die Jury kennt Dich und verhält sich nicht fair, auch das ist mir schon passiert). Ich sage mir dann immer: «Das hier ist subjektiv und der Geschmack einer Jury, die an dem Tag, in dem Moment, wo sie Deine Sachen angeschaut haben, zu einer Zu- oder Absage tendiert haben. An einem anderen Tag, mit anderen Mitbewerbern hätte es sich vielleicht anders entschieden.» Ein weiterer Punkt, der mich auch sehr tröstet und ich glaube, das hat mir mal jemand gesagt, nachdem ich wieder irgendwo abgelehnt wurde, ist: «Deine Arbeit ist nicht aus dem Grund nicht ausgewählt worden, weil sie schlecht ist. Es sind vielmehr Arbeiten ausgewählt worden, auf die sich die Jury einigen konnte. Nicht die beste Arbeit gewinnt den ersten Preis, sondern die Arbeit, die den größten Kompromiss der Auswahljury darstellt.» Mit dieser These im Hinterkopf kann ich sehr viel besser mit einer Absage leben.

 

An dieser Stelle möchte ich noch einen weiteren O-Ton präsentieren. Er kommt von der Kommunikationsdesign-Studentin Sara Gläser. Sie beschäftigt sich u.a. auch mit der Frage des eigenen Scheiterns und berichtet uns, wie sie selbst aus einer Kreativblockade wieder herauskommen ist. Und nebenbei erzählt sie uns noch, wie ihr kreatives Leben momentan so aussieht, aber hört selbst: Einspieler O-Ton «Sara Gläser» (5:42 min)

Ich finde Saras Beitrag wundervoll. Denn es zeigt, dass wir alle mal mit Zweifeln zu kämpfen haben und das, was wir tun, in Frage gestellen, vor allem, wenn wir es so lange als Wunschtraum vor uns hatten. Und dann Kritik von außen ausgesetzt sind oder, wie ich es auch schon zuvor beschrieben habe, einer Wettbewerbssituation ausgesetzt sind und mit dieser nicht gut umgehen können und vielleicht fast daran zerbrechen. Zu Kritik werde ich übrigens nochmal irgendwann eine eigene Podcast-Folge machen. Spannend finde ich den Weg, den Sara beschreibt: Von ihren anfänglichen Träumen und Wünschen, wo sie gern hinwollte mit dem Design-Studium und der Erkenntnis, puh, dass das vielleicht doch nichts für sie ist mit dem Illustrator werden oder sie sich einfach diesem Druck nicht auf Dauer aussetzen will, bzw. es sie im Leben so nicht glücklich machen, nicht erfüllen würde. Auch ich hatte mit 19 Jahren (also drei Jahre jünger als Sara), als ich mein Studium in Braunschweig startete, nur eine diffuse Vorstellung, was Kommunikationsdesigner eigentlich machen und während des Studierens habe ich auch recht schnell gemerkt, dass es da berufliche Ziele gibt, die ich dann doch nicht mehr im Fokus haben wollte, z.B. die Arbeit als angestellte Designerin in einer Werbeagentur. Durch mein Studium hab ich meine Leidenschaft für´s Zeichnen und Fotografieren und für´s Büchermachen vertieft und mich da richtig ausleben können. Das war fast schon mehr künstlerisches als gestalterisches Interesse. Und bei Sara ist es eben die nicht von ihr betitelte «schaffende Kreativität», womit sie das Zeichnen und mit den Händen arbeiten meint, wo sie anfangs dachte, dass das ihr Weg und ihr berufliches Ziel sein wird. Sondern sie hat die Leidenschaft für ihre «mentale Kreativität» entdeckt. So nennt sie ja das Konzeptionieren von kreativen Prozessen oder Projekten als Dienstleistung für andere. Und dadurch entdeckte Sara auch eine neu gewonnene Freiheit, jetzt das Zeichnen als ihr Hobby zu verstehen und dadurch nicht mehr blockiert zu sein, weil sie eben nicht mehr «perfekt zeichnen können muss» und das vorher immer als Blockade im Kopf hatte.

Eine echt starke Lebenserkenntnis, wie ich finde. Und ich finde es total schön, dass Sara das mit uns heute geteilt hat. Danke Dir dafür, Sara!

 

(Noch ein Wort zum Thema Ausdauer und Willensstärke: Wahrscheinlich verfügst Du, wie die meisten Kreativschaffenden, über ausreichend Willenskraft: Du kannst Deine eigenen Gefühle und Stimmungen so beeinflussen, dass Du mehr mentale Energie aufbringst, als Du tatsächlich benötigst, d. h. Dein Energiespeicher (= Willenskraft) ist immer so voll, dass nicht Gefahr besteht, Dein Ziel aus den Augen zu verlieren oder gar aufzugeben. Programmiere Dich am besten mit positiven Gedanken und glaube fest daran, dass Du es schaffen kannst, wenn Du es nur fest genug willst und ausdauernd dafür kämpfst.

Deine Willensstärke wird definiert durch charakterliche Kennzeichen wie Ausdauer (Beharrlichkeit), Robustheit, Tatkraft, Entschlossenheit und Zielstrebigkeit. Wenn du diese «Superkräfte» besitzt, kannst du deine selbst gesteckten Ziele erreichen, ohne gegen allzu große Widerstände ankämpfen zu müssen. Versuche Dich mit diesen Gedanken zu motivieren, wenn Dich mal wieder eine Absage oder scheinbare Niederlage hart trifft. Wenn du eine Niederlage erlebt hast, ist es wichtig, dich davon nicht mental zerstören zu lassen. Eine Freundin von mir pflegt in solchen

Momenten zu sagen: «Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten, Weitergehen.» Fehlversuche und Niederlagen kannst du mit Ausdauer und Entschlossenheit ausgleichen. Und irgendwann klappt es bestimmt. Denn ich bin der Meinung: Alles was man wirklich erreichen will, das schafft man auch!

Und wenn Du das nicht glaubst, dann denk nochmal zurück an mein Beispiel «Frühlings Erwachen»: Frank Wedekinds Stück wurde jahrzehntelang verboten, nicht aufgeführt und zensiert. Wedekind wurde dafür sehr persönlich angegriffen. Dennoch hat er für das Stück gekämpft. Dafür ist es heute eines der bekanntesten deutschen Theaterstücke seiner Zeit und gehört immernoch zu den meist gespieltesten Stücken auf deutschen Bühnen! Oder Steven Sater: Er hat sieben Jahre seines Lebens in die Adaption gesteckt und versucht, einen Produzenten, Fürsprecher am Broadway zu finden, der sich traute, das Stück ins Programm zu nehmen und zu produzieren. Was wäre passiert, wenn Wedekind und Sater nicht an sich und vor allem an die Sache geglaubt hätten und aufgegeben hätten?

Ist das nicht eine motivierende Vorstellung? Das andere auch so lange für etwas kämpfen, bis es ihnen tatsächlich wider aller Erwartungen gelingt? Und das es dann auch noch zu einem weltweiten Erfolg wird? Ist das nicht grandios?

 

Zum Abschluss möchte ich Dir noch eine neue Rubrik vorstellen. Sie heißt «Der Fragebogen». Hier bitte ich kreative Menschen, mir immer wieder denselben Fragebogen auszufüllen. So kann man im Laufe des Podcasts vielleicht auch die verschiedenen Positionen und Antworten der teilnehmenden Kreativen miteinander vergleichen. Und da das hier ein Podcast ist, wird der Fragebogen natürlich per Audio ausgefüllt. Den Anfang macht die Autorin und Kreativschaffende Michaela Müller aus Bergisch-Gladbach, viel Spaß beim Hören: Der Fragebogen «Michaela Müller» (3:00 min)

 

Sollte Dir dieser Podcast gefallen, lass es mich wissen! Abonniere ihn! Auch eine Bewertung bei Itunes oder ein Kommentar, eine E-Mail, eine Sprachnachricht würde mich sehr freuen! Allein durch das Abonnieren ermöglichst Du, dass der Podcast von anderen gefunden werden, denn wenn Du ihn abonnierst, wird er öfter auf itunes und Co anderen angezeigt. Und empfehle den Podcast gern an Freunde und Bekannte weiter! Teile den Podcast über Social Media, z.B. in einer Facebook- oder einer Engagementgruppe. Auch das würde mich sehr glücklich machen.

 

Wenn Du mir eine Sprachnachricht schicken willst, dann geh einfach auf die Seite:

www.speakpipe.com/derkreativeflow

 

Ich freue mich auf Deine Rückmeldungen, Kritik und Motivation und sage tschüss bis in zwei Wochen,  Deine Roberta Bergmann «Verdopple Deine Versagensquote und Du wirst auch mehr Erfolge feiern!»